Die Revoluzzer der Gesundheitsbranche: Personalisierte Medizin

DANK GENOM-DATENANALYSE

Von Jennifer Garic und Jerome Busch

Die Entdeckung von Penizillin half Millionen Menschen weltweit. Heutige Neuerungen in der Gesundheitsbranche sind hingegen oft technischer Natur und nutzen neuartige Stoffe und Verfahren, um Krankheiten zu heilen, vorherzusagen oder zu lindern. Einige davon haben die Chance, das „neue Penizillin“ zu werden und die Gesundheitsbranche zu revolutionieren.

Wer an fortgeschrittenem Darmkrebs leidet, erhält oft die Wirkstoffe Cetuximab oder Panitumumab. In etwa 60 Prozent der Fälle schlägt die Therapie laut dem Verband der forschenden Pharmaunternehmen in Deutschland (VFA) an. In den anderen bleibt die Behandlung wirkungslos – schuld daran ist das Gen KRAS. Wenn es schon mutiert ist, greifen die Wirkstoffe nicht mehr. Damit Darmkrebspatienten eine möglicherweise unnötige Therapie erspart bleibt, ist ein Gentest vor der Behandlung mittlerweile verpflichtend. Genetische, molekulare oder zelluläre Besonderheiten wie das KRAS-Gen, die sich auf die Behandlung auswirken, nennen sich Biomarker. Sie können Hinweise auf verschiedene Krankheiten oder auf eine Neigung dazu geben.

Solche Informationen sind für Ärzte und Pharmakonzerne sehr wichtig. Wenn sie wissen, wie die DNA des Patienten aufgebaut ist, können sie Rückschlüsse für die Behandlung ziehen und die Therapie auf den Einzelnen abstimmen. Das nennt sich dann personalisierte Medizin. Die Vorteile sind eindeutig: Ärzte können wie im Darmkrebsbeispiel anhand der Biomarker erkennen, welche Therapie voraussichtlich beim Patienten anschlägt, wie hoch die Dosis sein müsste und welche Medikamente bei ihren Patienten vermeintlich versagen. Die Ärzte müssen nicht mehr verschiedene Therapien testen, um die richtige zu finden. Das Medikament ist also nicht auf eine einzige Person abgestimmt. Stattdessen können Mediziner das richtige Medikament unter vielen verschiedenen für ihren Patienten finden. Anstatt sich also ein Kleid maßschneidern zu lassen, suchen die Ärzte die passende Größe aus.

Derzeit gibt es in Deutschland laut VFA 61 Medikamente, bei denen ein diagnostischer Vortest verpflichtend ist, und neun weitere, bei denen ein Test empfohlen wird. Das deutsche Bundesforschungsministerium begleitet mit 27 Partnern und 14 Ländern das Projekt „Personalized medicine 2020 and beyond“. Gemeinsam wollen sie federführend in diesem Bereich werden.

Wie wahrscheinlich ist es, dass die Erfindung zum Einsatz kommt?


Die Revoluzzer der Gesundheitsbranche: