Unternehmen, die sich im Ideenwettbewerb von der Konkurrenz abheben wollen, müssen laufend einzigartige Produkte auf den Markt bringen. Aber lässt sich objektiv messen, wie innovativ ein Unternehmen ist? Etliche Rankings versuchen sich daran – und müssen letztlich doch scheitern. Eine Metaanalyse mit besonderem Blick auf das Abschneiden der Gesundheitsbranche im Innovationswettkampf.
Innovationsaktivitäten der Top 1000 Deutschland
Professor Julian Kawohl und Maximilian Schulze von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin und Sven Ripsas von der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin sind gemeinsam die deutsche Unternehmenslandschaft angegangen und haben geschaut: Wie innovativ sind deutsche Unternehmen – und was tun sie dafür? Die Forscher haben dafür eine eigene Datenbank erstellt. Darin sind alle Unternehmen der Dax-Indizes, die 500 mitarbeiterreichsten und die 500 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands erfasst.
Um zu untersuchen, wie innovationsstark diese Top-1000-Unternehmen wirken, haben sie sich eines gängigen Werkzeugs bedient: Google. Dort haben sie jeweils den Namen des Unternehmens und Fachbegriffe wie „Innovation Lab“, „Venture Capital“ und „Inkubator“ gesucht und die Treffer der ersten drei Seiten ausgewertet. Ergebnisse: Bei fast zwei Drittel der Topunternehmen gab es gar keine Treffer für die ausgewählten Begriffe. Nur ein Viertel der ausgewählten Unternehmen punktete mit mehr als einem einzigen Innovationsansatz. Die meisten innovativen Unternehmen haben ihren Sitz in Berlin, fast alle anderen sitzen im Westen Deutschlands. Und: Viele deutsche Unternehmen verlagern ihre Innovationsaktivitäten auch ins Ausland, beispielsweise nach London, New York oder ins Silicon Valley.
Am aktivsten mit neun verschiedenen Innovationsansätzen war laut der Studie der Automobilhersteller Audi, gefolgt von der Deutschen Bahn mit sieben Ideen. Der deutsche Pharmakonzern Merck taucht mit sechs Innovationsansätzen als einziges Unternehmen der Gesundheitsbranche im Top-Feld auf. Die Forscher haben in der Studie allerdings lediglich bewertet, wie aktiv die deutschen Unternehmen bei Innovationen sind. Ob die von ihnen gefundenen „Innovation Labs“ aber auch tatsächlich neue Ansätze oder Produkte hervorbringen, oder ob ihr „Venture Capital“ für Innovationen wirklich irgendwem einen wirtschaftlichen Vorteil gebracht hat, all das ist nicht Teil der Analyse.
Die Autoren der Studie bleiben selbstkritisch: „Fraglich bleibt, ob die Innovationsformate ein reines Marketinginstrument sind oder ob sich bereits mit der Struktur hinter diesen Formaten beschäftigt wird.“