Die EU-Kommission hat einen Entwurf vorgelegt, der erhebliche Anforderungen an den Umfang und die Art der Nachhaltigkeitsberichterstattung an Unternehmen stellt. Davon werden voraussichtlich auch Krankenhäuser betroffen sein. Es ist Zeit zu handeln.
Von Dr. Markus Horneber, Vorstandsvorsitzender der AGAPLESION gAG
Transformation Leader 2021
Gerade sitze ich mal wieder in „Deutschlands schnellstem Klimaschützer“ und rase in 782 Tonnen Stahl, angetrieben von zweimal 4.800 Kilowatt mit Tempo 220 von Berlin nach Frankfurt. 32 Gramm Treibhausgase produziere ich pro Kilometer. Und wieder mal frage ich mich, was das mit Klimaschutz zu tun hat. Denn der sogenannte Ökostrom wird durch Geräte wie Windkraftanlagen oder Solarzellen erzeugt. Für deren Produktion und spätere Entsorgung wurde und wird noch jede Menge klimaschädliche Energie verbraucht.
Also: nichts mit Klimaschutz, aber auf jeden Fall weniger schlimm als eine Fahrt mit dem Auto. Besser noch, ich wäre zu Hause geblieben und hätte die Veranstaltung als Videokonferenz absolviert. Da wäre dann nur der Strom für Rechner, Monitor, für die Rechenzentren und die Datenübertragung als Minus auf meine Ökobilanz eingegangen. Und am verträglichsten für den Klimawandel wäre es gewesen, wenn ich daheim auf dem Sofa ein gebrauchtes Buch gelesen oder eine Laufrunde am Main eingelegt hätte.
Aber das ist unrealistisch, denn ich arbeite gerne und habe mich sehr gefreut, nach langer Zeit die Kolleg:innen in Berlin einmal wieder zu treffen.
Allerdings plädiere ich für mehr Ehrlichkeit was den Klimawandel, den sogenannten Klimaschutz und das übergeordnete Thema ökologische Nachhaltigkeit angeht. Vielleicht bin ich deswegen besonders sensibel, weil ich mich damit fünf Jahre lang, nämlich während der Erstellung meiner Dissertation mit dem Titel „Innovatives Entsorgungsmanagement“, beschäftigt habe.
Leider glänzt die Gesundheitswirtschaft, ähnlich wie bei der Digitalisierung, auch bei der ökologischen Nachhaltigkeit nicht. Wir stehen sehr weit hinten im Branchenvergleich. Und das, obwohl die gesamte Sozial- und Gesundheitswirtschaft 4,4 Prozent der weltweiten Nettoemissionen von Treibhausgasen hinterlässt.
Mit der im Jahr 2014 ins Leben gerufenen nichtfinanziellen Berichtspflicht und dem im April 2021 von der EU-Kommission vorgelegten Entwurf zur „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) werden voraussichtlich ab 2024 erhebliche Anforderungen an den Umfang und die Art der Nachhaltigkeitsberichterstattung an Unternehmen gestellt. Davon werden voraussichtlich auch Krankenhäuser betroffen sein. Also: Zeit zu handeln.
Bei AGAPLESION wird 2022 zusammen mit unserem 20-jährigen Gründungsjubiläum am 26. Juni 2022 die Nachhaltigkeit das bestimmende Thema sein.
Nachhaltigkeit umfasst eine ökologische, eine soziale und eine wirtschaftliche Dimension. Die ökologische Facette wird bei uns im Mittelpunkt stehen, denn als christlicher Gesundheitskonzern tragen wir eine besondere Verantwortung für Gottes Schöpfung. Deswegen hat Agaplesion nachhaltiges Handeln schon seit Langem im Fokus: In der Konzernvision ist es ebenso verankert wie in unserer Unternehmensstrategie. Konkrete Maßnahmen, die wir angegangen sind, betreffen unter anderem die Themen Abfall,
Kunststoffvermeidung oder nachhaltiges Bauen.
Aber das ist bei Weitem nicht genug. Agaplesion wird die konzerninterne Fachexpertise weiter massiv ausbauen, ein strukturiertes Nachhaltigkeitsmanagement aufbauen und zahlreiche Projekte und Initiativen starten. Das Gute ist: Unsere Ausgangslage ist hervorragend. Denn viele unserer Mitarbeiter:innen sind hochmotiviert und persönlich engagiert – in ihrer Freizeit, aber auch in unseren Einrichtungen.