Viel Potenzial, aber Innovation kommt nicht von allein

Mehr als zwei Monate hatten die Entscheider der Gesundheitswirtschaft über den Sommer Zeit, um sich an der großen Innovationsumfrage von „Transformation Leader“ (TL) zu beteiligen und am „Healthcare Innovation Index“ (HiinX) mitzuwirken. Am Ende nahmen sich 84 Führungskräfte die Zeit, den Fragebogen bis zum Ende zu beantworten. „Die Umfrage ist zwar gemessen an statistischen Standards nicht repräsentativ, aber sie ist deutlich mehr als ein Fingerzeig. Sie zeigt einen klaren Trend auf: Die Organisationen im Gesundheitswesen schöpfen ihr Innovationspotenzial nicht annähernd aus und haben das selbst als großen Mangel erkannt“, erklärt TL-Herausgeber und HiinX-Initiator Stefan Deges.

Ein Vergleich drängte sich immer wieder auf bei der Auswertung der Umfrage: Gliche die digitale Transformation dem Lebenszyklus eines Schmetterlings, so hätte sie in der Gesundheitswirtschaft gerade einmal das Raupenstadium erreicht, vielleicht sogar noch nicht mal das. Digital befruchtet scheint die Branche zu sein, aber die Metamorphose zum fröhlich tanzenden Schmetterling lässt auf sich warten.

Fachkräftemangel, fehlendes Innovationsmanagement und ein Mangel an Geldern für Innovationsbudgets hemmen die Transformation des Gesundheitswesens, dazu kommt ein wenig innovations- und digitalisierungsfreundlicher Rahmen. Wie stark ist die Gefahr, dass Deutschland und sein Gesundheitswesen angesichts dieser Probleme zurückfällt?

Die großen US-Firmen Google, Amazon und Apple drängen mit Macht in den Gesundheitsmarkt. Der deutsche Markt mit seiner zahlungskräftigen Bevölkerung dürfte für sie durchaus attraktiv sein. Immerhin wächst bei den Führungskräften im Gesundheitswesen das Bewusstsein für die Gefahr, dass die Leistungen und die Versorgung womöglich in wenigen Jahren von der Westküste der USA dominiert werden.

Auf dem Weg der digitalen Transformation besteht die Gefahr, dass das Bemühen der Raupe nicht ausreicht, um es bis zum bunten Schmetterling zu schaffen. Schließlich lebt die Raupe längst in einem globalen Umfeld, in dem sie Fressfeinden ausgeliefert ist. Sind Google, Amazon, Apple und Facebook für Krankenhäuser und etablierte Pharmaunternehmen das, was Vögel, Füchse, Mäuse, Käfer oder Wespen für die Raupe sind? Oder kommen die Gegner eher als Parasiten daher, wie die Schlupfwespe, „die einen stachelförmigen Legebohrer besitzt, mit dem die Eier in lebende Raupen, Puppen und sogar Eier der Schmetterlinge abgelegt werden“, wie auf der Internetseite „Welt der Schmetterlinge“ zu lesen ist. Demnach ernähren sich Schlupfwespenlarven zunächst nur von den Speicherorganen der Raupe, sodass diese am Leben bleibt und den Parasiten weiterhin ernähren kann. „Später bohren sich die Larven durch die Raupenhaut und verpuppen sich im Freien neben ihren Opfern, die dabei sterben, oder zusammen mit den Raupen und verlassen erst die Puppe des Opfers, das dabei wiederum stirbt.“ Sterben – so schlimm muss es nicht kommen. Noch besteht die Chance, dass dem deutschen Gesundheitswesen der Transformationsprozess aus eigener Kraft gelingt.