Die Revoluzzer der Gesundheitsbranche: Drohnenlieferungen

VON MEDIKAMENTEN, ORGANEN & BLUTSPENDEN

Die Entdeckung von Penizillin half Millionen Menschen weltweit. Heutige Neuerungen in der Gesundheitsbranche sind hingegen oft technischer Natur und nutzen neuartige Stoffe und Verfahren, um Krankheiten zu heilen, vorherzusagen oder zu lindern. Einige davon haben die Chance, das „neue Penizillin“ zu werden und die Gesundheitsbranche zu revolutionieren.

Von Jennifer Garic und Jerome Busch

In Deutschland standen im vergangenen Jahr allein 7.239 Menschen auf der Warteliste für eine neue Niere, hat eine Auswertung der Organisation Eurotransplant ergeben. Dem gegenüber standen nur 1.541 gespendete Nieren von verstorbenen Patienten. Die Lücke ist groß. Das liegt zum einen an der geringen Spenderzahl. Ein anderes Problem in der Organspende ist die Zeit. Sobald das Organ aus dem Körper des Spenders entnommen wird, läuft der Countdown. Organe müssen in der Regel innerhalb von Minuten oder wenigen Stunden einen neuen Besitzer finden. Der Empfänger muss also schnellstmöglich ins Krankenhaus kommen und für den OP vorbereitet werden. Im Hintergrund läuft der kritischste Prozess der Transplantation: der Transport. Das Organ muss so schnell wie möglich gekühlt von A nach B kommen und darf dabei auch keinen Schaden abbekommen. Stirbt ein Patient mit gesunder Niere in Köln, kann es sein, dass der nächste Patient auf der Warteliste in Düsseldorf liegt. Fährt der Bote mit der gekühlten Niere im Auto, kann er im Stau stecken bleiben. Liegt das Organ zu lang oder lässt die Kühlung nach, ist die Niere unbrauchbar, bevor sie überhaupt beim Patienten angekommen ist.

In Indien gehen dadurch besonders oft Spenderherzen verloren. Ein Team am Indian Institue of Science in Bangalore um Professor B. Gurumoorthy hat sich des Themas angenommen und eine Drohne zum Transport der Organe entwickelt. Denn auch wenn auf den indischen Straßen nichts mehr geht, ist der Luftraum stets frei. Das Team hat hierfür eine Kühlbox entwickelt, die das Organ über einen Ventilator und Trockeneis kühlt. Mehrere Sensoren überwachen die Temperatur. Zusätzlich spült eine Pumpe Stoffwechselprodukte aus dem Herzen. Diese könnten sonst bei einem längeren Transport das Muskelgewebe schädigen.

Derzeit testen die Forscher das Vorhaben mit elektronischen Attrappen und frischen Herzen, die nicht mehr leistungsfähig genug sind – also zum Beispiel dem kranken Herzen des Organspendeempfängers. Da das Herz das anspruchsvollste Transplantat ist, testet das Universitätsteam damit. Klappt der Drohnentransport mit einem Herzen, klappt es auch bei allen anderen Organen – so die Prämisse der Forscher. In den USA gab es in diesem Jahr schon einen kleinen Erfolg. Einem Forscherteam gelang es, eine Niere über etwa zwei Kilometer per Drohne in ein anderes Krankenhaus zu bringen.

Wie wahrscheinlich ist es, dass die Erfindung zum Einsatz kommt?


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