Je größer das Krankenhaus, desto digital effizienter

Von Dr. Stephan Balling

In großen Krankenhäusern rechnet sich die Digitalisierung wesentlich besser als in kleinen, private digitalisieren effizienter als kommunale oder freigemeinnützige Häuser. So zumindest lässt sich die Studie „Benchmark Krankenhaus-IT“ des Beratungsunternehmen Curacon lesen: Während in Häusern privater Träger ein IT-Mitarbeiter auf im Durchschnitt 150,4 Kollegen kommt, betreut in freigemeinnützigen Häusern ein IT-Mitarbeiter lediglich 127,7 und in öffentlichen Häusern 122,9 Kollegen. Im Mittel über alle Häuser hinweg arbeitet laut der Studie ein IT-Experte für 125,3 Beschäftigte.

Doch nicht nur nach Trägern lässt sich die Quote differenzieren, auch nach Größe. Ergebnis: Je mehr Betten ein Haus hat, desto mehr Anwender pro IT-Mitarbeiter. Das heißt also, dass große Häuser offenkundig höhere Skaleneffekte aufweisen, wenn es um die Nutzung ihrer IT-Ressourcen geht. Dies bestätigt eine weitere Größe, nämlich die der Dialogendgeräte pro IT-Mitarbeiter. Hier weisen die Krankenhäuser allerdings eine besonders hohe Variation auf. Die Standardabweichung bei dieser Kennzahl beträgt rund 86 Dialogendgeräte (etwa Tablets) pro IT-Mitarbeiter. Im untersten 10-Prozent-Quantil der Häuser kümmert sich eine Fachkraft demnach um lediglich 74,2 Endgeräte, im höchsten um 169,8. Im Mittel sind es 128,5.

Im Durchschnitt geben der Studie zufolge Deutschlands Krankenhäuser 2,5 Prozent ihres Umsatzes für digitale Anwendungen, Geräte und IT-Personal aus. Dabei zeigen sich aber deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Krankenhäusern. Große Krankenhäuser und Klinikkonzerne kommen auf höhere IT-Budget-Quoten als kleinere Einzelhäuser. Aber selbst Ketten und Maximalversorger erreichen laut Studie nur selten die Quoten hoch digitalisierter Krankenhäuser im Ausland. Diese investieren teilweise bis zu 5 Prozent ihres Umsatzes in digitale Prozesse.

Immerhin: Das Thema IT steht bei den meisten Krankenhäusern oben auf der Agenda. 83 Prozent verfügen über eine IT-Strategie, mehr als die Hälfte hat darüber hinaus eine eigene Digitalstrategie, die aber oft Teil der IT-Strategie ist. Vor allem die Dienstplanung erfolgt in fast allen Häusern vollständig oder überwiegend digital, ebenso das Dokumentenmanagement. Den Rechnungsworkflow hingegen gestaltet die Mehrheit der Häuser noch immer analog. Unterm Strich zeigt sich auch hier, dass vor allem große Häuser auf einen hohen Digitalisierungsgrad setzen.

Wie lässt sich Digitalisierung am Ende erfolgreich gestalten? Die Studienautoren von Curacon nennen als Erfolgsfaktoren ein gutes Verständnis für die Leistungsfähigkeit der eigenen IT-Abteilung im Vergleich zum Markt sowie eine nachhaltige IT-Strategie und Digitalisierungsplanung. Dies gelte für alle Häuser. Zwar wiesen große Häuser und Verbünde einen höheren Digitalisierungsgrad und eine höhere digitale Effizienz aus, aber diese Faktoren erklärten nur zum Teil den Unterschied unter einzelnen Häusern und Konzernen in puncto Digitalisierung. Insgesamt sehen die Häuser vor allem die Notwendigkeit, ihren Fokus stärker auf das Thema Schnittstellen zu richten.

Damit Krankenhäuser diesen Transformationsprozess bestmöglich erkennen und umsetzen können, benötigen sie nach Ansicht der Studienautoren Dr. Uwe Günther und Christoph Dessel einen digitalen Masterplan, der von der Analyse der eigenen Marktposition sowie den digitalen Möglichkeiten über die Geschäftsstrategie- und Nutzendefinition bis hin zur Festlegung der organisatorischen und insbesondere technologischen und digitalen Umsetzung reicht.

Studienautoren: Christoph Dessel und Dr. Uwe Günther

Die gesamte Studie erhalten Sie unter curacon.de/studie-benchmark-krankenhaus-it