Kein festes Budget für digitale Investitionen

Um zu beurteilen, wie stark sich Unternehmen wirklich auf die Zukunft vorbereiten, dienen häufig rein quantitative Maßstäbe, etwa die Zahl neuer Produkte. Die DIW-Wissenskapital-Studie sät Zweifel an diesem Ansatz. Sie attestiert der deutschen Wirtschaft eine zu hohe Innovationstätigkeit auf dem Feld der klassischen Ingenieurskunst im Vergleich zu den modernen IT-Unternehmen. 

Deutschlands Unternehmen investieren laut DIW also nicht auf den richtigen Feldern, und sie investieren zu wenig. Letzteres zeigt wiederum eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young vom August 2019. Diese diagnostiziert eine wachsende Kluft zwischen den USA und Europa. „Weltweit haben Großkonzerne im vergangenen Jahr ihre Innovationsbudgets kräftig aufgestockt“, heißt es darin. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) der 500 größten F&E-Investoren der Welt wuchsen demnach 2018 um sechs Prozent auf 532 Milliarden Euro. 

Besonders stechen dabei die US-amerikanischen Topkonzerne hervor. Die 127 US-Unternehmen, die sich im Ranking platzieren konnten, steigerten ihre Forschungsausgaben laut Ernst & Young um elf Prozent. „Hauptgrund für diesen starken Anstieg ist die hohe Investitionsbereitschaft der US-Digitalkonzerne“, diagnostiziert die Studie. So habe allein der Tech-Gigant Amazon seine Innovationsausgaben um 41 Prozent von umgerechnet 14,3 auf 20,1 Milliarden Euro erhöht und belege damit wie schon im Vorjahr Platz eins im Ranking der Unternehmen mit den weltweit höchsten Innovationsbudgets. Auf Platz zwei liege wie im Vorjahr die Google-Muttergesellschaft Alphabet mit 14,8 Milliarden Euro vor Samsung (13,1 Milliarden Euro) und Intel (11,6 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Das Innovationsbudget der 32 deutschen Firmen, die es unter die Top 500 geschafft haben, stieg um magere vier Prozent auf 54 Milliarden Euro.

Neben den Softwareriesen der amerikanischen Westküste sticht interessanterweise die Gesundheitsbranche hervor. Vor allem Pharmakonzerne konnten sich im Top-10-Ranking von Ernst & Young platzieren: Roche, Johnson & Johnson und Merck & Co landeten auf den Rängen acht bis zehn. „In Deutschland sind es vor allem die Auto- und die Pharmakonzerne, die auch im internationalen Maßstab erhebliche Summen in Forschung und Entwicklung investieren – und diese teilweise weiter kräftig steigern“, erklärt Julie Linn Teigland, Regional Managing Partner der Region Deutschland, Schweiz und Österreich.

Die Industrieunternehmen der Gesundheitswirtschaft zählen also immerhin auch hierzulande zu den Treibern, was Investitionen in Forschung und Entwicklung betrifft. Doch wie steht es dabei um die Entwicklung digitaler Geschäftsfelder? Eine knappe Mehrheit der Medtech- und Pharmaunternehmen in der HiinX-Umfrage haben dafür 2019 eigene Budgets eingeplant, 39 Prozent sogar ein steigendes. Doch auch die Krankenhäuser nehmen Geld für Innovationen in die Hand. Unter den Krankenhäusern arbeiten ebenfalls rund 39 Prozent mit einem steigenden Budget 2019, 23 Prozent arbeiten mit demselben Budget wie 2018. Allerdings haben 34 Prozent überhaupt kein festes Budget für digitale Innovationen vorgesehen. 

Die Teilnehmer der HiinX-Umfrage sehen besonders Start-ups als innovative Unternehmen. Aber auch die deutschen Platzhirsche in Gesundheitsindustrie und Klinikszene, Siemens und Helios, dürfen sich freuen, auch sie werden besonders häufig genannt. Aufmerken sollte die hiesige Gesundheitswirtschaft: Auch Google wird zu den besonders innovativen Unternehmen der Gesundheitswirtschaft gezählt.